: Malmö flirtet mit Prinz
Seit dem zweiten WM-Platz boomt Frauenfußball in Schweden. Das lockt nicht nur Sponsoren an, sondern auch die Stars der Branche. Nun will sich Malmö Weltfußballerin Birgit Prinz angeln
AUS STOCKHOLM REINHARD WOLFF
Die Stockholmer Tageszeitung Expressen will sogar wissen, dass der Vertrag bereits unterschriftsreif sei. „Es wird erwartet, dass Birgit Prinz nach dem Semifinale im Uefa-Cup der Frauen am Ostersonntag unterschreibt“, weiß das Blatt zu berichten. Demnach will die Frauenfußball-Mannschaft von Malmö FF im Rückspiel (die erste Partie endete 0:0) beim FFC Frankfurt morgen nicht nur das Finale (gegen die ebenfalls schwedische Elf von Umeå) erreichen, sondern hofft auch die beste Fußballerin der Welt nach Malmö locken zu können. Geht man nach den schwedischen Medien, ist der Deal schon so gut wie perfekt. Auch Malmös Trainer Anders Johansson spricht zumindest von „Kontakten“, „konkreten Plänen“ und dem „Wechsel des Jahres“.
Von dem will man am Main naturgemäß nichts wissen. „Das sind die üblichen Spekulationen“, sagt Siegfried Dietrich, der Manager des FFC Frankfurt, die es um die beste Fußballerin der Welt immer wieder mal gebe. „Es gibt viele Vereine, die Birgit Prinz verpflichten wollen, ich bin mir aber sicher, dass sie auch in der nächsten Saison in Frankfurt spielen wird“, glaubt Dietrich. Grund zur Aufregung sieht der FFC-Manager jedenfalls nicht, vielmehr vermutet er: „Vielleicht wollen die uns vor dem Rückspiel ein bisschen nervös machen.“
So oder so, dass der Transfer überhaupt für möglich gehalten wird, passt ins Bild: Schwedens Frauenfußball hat nach dem verlorenen WM-Finale gegen Deutschland massiv an Publikumsinteresse gewonnen. Wenn in der kommenden Woche die Saison beginnt, erwarten die Vereine einen Zuschauerzulauf wie noch nie und kalkulieren teilweise mit Verdoppelung und Verdreifachung der bisherigen Zahlen. Und der Boom schlägt sich auch im Personal nieder: Gleich mehrere der zwölf Vereine der ersten Liga haben im Ausland eingekauft – in Brasilien, Finnland und den USA. Von der „besten Frauenliga der Welt“ schwärmte daraufhin die Stockholmer Tageszeitung Dagens Nyheter, die, auch das ein Novum angesichts der bisherigen Fixierung auf den Männerfußball, gleich mit einer eigenen Beilage zum Ligastart der Frauen herauskam. Den spektakulärsten Neuerwerb hat sich bislang die nordschwedische Spitzenelf aus Umeå geleistet. Der dreifache Meister der letzten vier Jahre zog sich Brasiliens „weibliche Pelé“ an Land, die 18-jährige Marta Vieira da Silva. Die friert nun zwar bitterlich in der kleinen Stadt nicht allzu weit vom Polarkreis entfernt („Ich kann kaum atmen und die Kälte tut am ganzen Körper weh“), hat Umeå aber gegen das dänische Bröndby gleich ins Uefa-Cup-Finale geschossen und die Zuschauerzahl auf den Rängen vervierfacht.
Umeå war bislang der einzige Verein, der zumindest einigen Spitzenspielerinnen Vollprofi-Verträge bieten konnte. Doch Malmö will da jetzt nachziehen. Auch Birgit Prinz, die in Frankfurt als Halbprofi Fußball spielt, soll mit Geld gelockt werden. Den angepeilten Zweijahresvertrag will der Klub nach Aussagen von Trainer Johansson über einen Sponsorenvertrag „mit einem deutschen Unternehmen, das gerade dabei ist, sich in Schweden zu etablieren“, finanzieren. Namen will er nicht nennen, doch baut beispielsweise gerade Lidl in Schweden eine Ladenkette auf und könnte daher als Interessent für solch zusätzliche Aufmerksamkeit gelten.
Geld mit dem Frauenfußball hoffen erstmals auch andere Firmen zu verdienen. Das WM-Endspiel gegen Deutschland, bei dem fast halb Schweden vor der Glotze saß, war offenbar ein überzeugendes Argument. Sponsorenverträge regneten zwar auch nach dem WM-Silber nicht gerade vom Himmel, doch mehrere Vereine haben erstmals überhaupt spezielle Verträge für ihre Frauenteams abschließen können – und leben nicht mehr wie bislang von dem, was die Männerabteilungen gnädig abgaben. Auch die Frauennationalmannschaft hat erstmals in ihrer 30-jährigen Geschichte drei eigene Sponsoren an Land gezogen. Das Fernsehen wird die Partien bei Olympia live übertragen, ebenso sieben bis acht Ligaspiele sowie alle Heimspiele der Nationalfrauschaft in diesem Jahr. „Unsere Frauen versprechen in diesem Jahr erstmals einen Gewinn abzuwerfen“, sagt Susanne Erlandsson vom Vorstand des schwedischen Fußballverbands und fügt lächelnd an: „Für jemanden wie mich, der das Steinzeitalter des Frauenfußballs erlebt hat, ist das fantastisch.“